So, 20.06.10 Von LE zum Kyffhäuser, Teil 3: Nebra-Berga

Im letzten Teil unserer Radwanderung besichtigen wir den Fundort der Himmelsscheibe von Nebra, lernen einen absichtlich schief gebauten Aussichtsturm kennen, sehen das kleinste Naturschutzgebiet Europas und werfen einen Blick in den tiefsten Burgbrunnen der Welt. Außerdem besuchen wir einen schlafenden Kaiser, welcher irgendwann aufwacht, um Deutschland zu retten. Vielleicht läßt er sich ja von uns erwecken??
Nach einer gut durchbrachten Nacht in unseren Quartieren steht heute der letzte Teil der Radtour auf unseren Programm.  Von Nebra aus sind es nur wenige Kilometer bis zum Mittelberg. Am 4.Juli 1999 wurde hier von Grabräubern in einer Steinkammer die sogenannte Himmelsscheibe von Nebra entdeckt. Dabei handelt es sich um eine 3600 Jahre alte Bronzeplatte aus der Bronzezeit, welche mit Gold verzierte astronomische Phänomene und Symbole religiöser Themenkreise darstellt. Nach einer Odyssee über verschiedene Hehler gelangte die Platte schließlich 2002 in den Besitz des Landes Sachsen-Anhalt und hat heute einen Versicherungswert von weit mehr als 100 Millionen Euro.

Um die Bedeutsamkeit des Fundes zu würdigen wurde am 21.06.2007 mit der Arche Nebra ein multimediales Besucherzentrum in anspruchsvoller Architektur am Fuß des Mittelberges eröffnet. Zugleich wurde auf dem Mittelberg ein 30 m hoher und um 10 Grad geneigter Aussichtsturm gebaut, welcher damit den Zeiger einer überdimensionalen Sonnenuhr verkörpern soll. Ein senkrechter Einschnitt in das Bauwerk markiert zudem die Sichtachse zum Brocken. Den genauen Fundort der Platte auf dem Gelände zeigt das sogenannte „Himmelsauge“: Eine in die Erde eingelassene, leicht gekrümmte Scheibe aus polierten Edelstahl, in welcher sich der Himmel widerspiegelt.

Nach diesen Abstecher in die Vergangenheit wenden wir uns wieder dem Unstrutradweg zu und folgen dem Lauf der Unstrut flussaufwärts auf einer Länge von 25 km bis in das 1200 Jahre alte Städtchen Artern.
Auf dem Borlach-Wanderweg lassen sich die Sehenswürdigkeiten Arterns wie Soleschwimmbad, Salinepark, St.-Veits-Kirche und die malerische Altstadt am besten erschließen.
Darüber hinaus bietet Artern aber noch eine botanische Besonderheit: Auf dem Parkfriedhof entspringt eine Solequelle, welche aus einen 300 m tiefen Salzlager stammt. Durch den Salzgehalt des Wassers (22-25 g/l) ist entlang des Solegrabens das kleinste Naturschutzgebiet Europas  (1,63 ha) mit salzliebenden Pflanzen entstanden, die sonst nur an der Küste vorkommen.
Um unser Mittagessen zu genießen müssen wir aber nicht bis an die Küste fahren, dazu bietet auch Artern gute Gelegenheiten. Es empfiehlt sich jedoch ausreichende Stärkung, denn hinter Ichstedt erwartet uns dann als wahrer Höhepunkt der Naturpark des Kyffhäusergebirges.

Auf einen 12 km langen (aber fahrbaren) Anstieg geht es ausschließlich durch herrlichen Mischwald bis auf den 457 m hohen Kyffhäuserburgberg. Zu Ehren des 1888 verstorbenen Kaisers Wilhelm des Ersten wurde hier von 1890-96 nach Plänen des Architekten Bruno Schmitz (entwarf auch das Leipziger Völkerschlachtdenkmal) auf den Ruinen der ehemaligen Reichsburg Kyffhausen ein Denkmal errichtet. Mit 81 m Höhe ist dieses Denkmal ( nach Völkerschlachtdenkmal u. Porta Westfalica) übrigens das drittgrößte in Deutschland. In einer großen Nische des Denkmals ist zudem Kaiser Friedrich I, auch Babarossa genannt, abgebildet.

Nach einer alten Sage soll dieser tief unten im Berg in einer Höhle mit seinen Getreuen schlafen und befände sich das Reich in Not, so würde er erwachen, um es zu retten und wieder zu alter Herrlichkeit zu führen. Ich schätze, wenn der Verschuldungsgrad Deutschlands weiter steigt, wird es wohl bald soweit sein… Neben der herrlichen Aussicht weit in die Goldene Aue vom Kyffhäuserburgberg lohnt sich jedoch auch ein Blick in den Burgbrunnen, denn dieser zählt mit 176 (!) m zu den tiefsten natürlich gegrabenen der Welt.

Nach dem Verarbeiten dieser Eindrücke können wir uns nun auf einer 6 km langen Abfahrt nach Kelbra entspannen. Abschließend fahren wir noch an der Helmetalsperre entlang, bevor wir den Bahnhof von Berga-Kelbra zur Bahnheimfahrt erreichen. Mit der Rückankunft in Leipzig ist (je nach Tourverlauf) um 19.30 Uhr oder 20.30 Uhr zu rechnen.

Tourlänge: 64 km

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