Colditzer Forst Tanndorf Bad Lausick

14. Februar 2006Wandertag
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Tourbericht vom 04.02.2006 Colditzer Forst von Tanndorf nach Bad Lausick

Wissenschaftler, welche die Entwicklung
von Trends erforschen vertreten gern den Standpunkt, dass, wenn sich
ein Trend erst mal etabliert habe dieser im Regelfall für eine
Weile fortzudauern pflege. In Bezug auf das Wetter bei unseren
Unternehmungen kann ich da leider keinen Widerspruch üben!
Nachdem die klimatischen Bedingungen schon bei unserer letzten
Wanderung äußerst bescheiden (und bei der vorletzten
übrigens ebenso) waren auch dieses Mal statt Sonnenschein und
klarer Winterluft nur neblig trübe Bewölkung sowie leichter
Schneefall unsere Begleiter. Aber wirklich hart gesottene Naturen
lassen sich von so etwas natürlich kaum abschrecken. Ausgangspunkt der heutigen Wanderung
war der Ort Tanndorf, in welchen die letzte Exkursion (siehe Report
Grimma-Tanndorf) endete. Gut eingepackt stampften wir nach
Maaschwitz, überquerten die Freiberger Mulde und statteten dem
Wasserschloß Podelwitz einen kleinen Besuch ab. Zwar gibt es
auch hier eine empfehlenswerte Lokalität aber so kurz nach
Tourbeginn gelüstete es niemanden nach einer Pause.

In Richtung Commichau führt dann
der Weg sehr steil aus dem Tal der Freiberger Mulde heraus, aber
durch Schneefall war von der umliegenden Landschaft leider nicht
allzu viel zu sehen. Wir passierten Zschadraß und gelangten nun
in den sogenannten Tiergarten. Das ist der ca. 100 Hektar große
Stadtwald von Colditz und dieser war in früheren Zeiten ein
eingezäuntes Wildgehege. Durch ein guterhaltenes Torhaus aus dem
17. Jahrhundert kamen wir dann unmittelbar in die Colditzer Altstadt.

Wenn man Colditz besucht (1265 erstmals
urkundlich erwähnt) ist natürlich auch eine Stippvisite im
Schloß unbedingt zu empfehlen. Der prachtvolle Bau auf einen
großen Pophyrfelsen wurde 1578/91 errichtet, diente sächsischen
Landesfürsten als Quartier bei Hofjagden, später
kurfürstlichen Witwen als Altersruhesitz, dann als Armenhaus,
Anstalt für Geisteskranke usw. Da das Schloß nur über
eine Brücke erreichbar war, galt es aber vor allen Dingen als
besonders sicher. Vielleicht war das einer der Gründe, dass zu
Zeiten des 2.Weltkriegs hier ein Kriegsgefangenenlager (vornehmlich
für allierte Offiziere) eingerichtet wurde. Deren Freiheitsdrang
äußerte sich selbstredend in zahlreichen Fluchtversuchen.
Der spektakulärste davon war mit Sicherheit jener, als ein 50 m
langer Tunnel gegraben wurde um anschließend vom Schlossdach
mit einen selbstgebauten Fluggleiter (steht heute im Schlossmuseum)
in die Freiheit zu segeln. Das Vorhaben wurde jedoch vor seiner
Ausführung entdeckt. Insgesamt waren aber von den fast 300
Fluchtversuchen 31 erfolgreich.

Wir indessen kamen jedoch gar nicht
erst in das Schloß hinein. Auf Grund stark vereister Wege mit
der erheblichen Gefahr von Unfällen aus denen dann für die
Gemeinde Colditz wahrlich ruinierende Schmerzensgeldforderungen
erwachsen könnten, wurde uns der Zugang verwehrt.

Derart hart auf den juristischen Boden
der Wirklichkeit zurück gestoßen waren wir dann beim
Abstieg zum Markt besonders vorsichtig. Auf dem langgestreckten Areal
sind heute noch viele Gebäude aus dem 16./17. Jahrhundert in gut
erhaltenen Zustand, so u. a. das Rathaus und das Gebäude der
ehemaligen Stadtbrauerei. Wenn Sie übrigens auf dem Markt mal
vor dem Gebäude Nr. 12 stehen sollten machen Sie sich nicht die
Mühe dessen Eingangstür zu suchen. Es hat keine –
zumindest nicht zur Marktseite hin.

Wir überquerten die unter einen
dicken Eispanzer friedlich schlummernde Zwickauer Mulde, passierten
die Colditzer Porzellanmanufaktur und kamen (nun schon am westlichen
Stadtrand) in die Siedlung Waldhaus. Von alteingesessenen Colditzern
haben wir den Tip bekommen, dass es hier mit dem Restaurant Waldhaus
eine gute Lokalität gibt. Schon beim Betreten des Gebäudes
wurden bei uns nostalgische Gefühle geweckt, denn im Foyer der
Gaststätte präsentierte sich eine Ausstellung mit alten
Dingen die uns alle aus Kinderzeiten noch wohl vertraut waren. Wir
nahmen in dem hellen und geräumigen Wintergarten Platz und
ließen uns in gemütlicher Athmosphäre beim Ausblick
auf Schnee und Eis kulinarisch verwöhnen. Nach Beendigung der
Auftauphase erwartete uns dann mit dem tief verschneiten Colditzer
Forst der schönste und zugleich auch letzte Abschnitt der
heutigen Tour.

Schon im 18. Jahrhundert erfolgte die
teilweise Umgestaltung dieses weiträumigen Gebietes von reinen
Laubwald in Nadelwald. Vor dem sogenannten Jägerstein (der von
diesen Vorhaben explizit Auskunft gibt) nahmen wir Aufstellung für
ein Gruppenfoto. Wir wandten uns nach Norden und in der Nähe der
Parthequelle durfte natürlich auch die für jede Wanderung
fest eingeplante Glühweinpause nicht fehlen. Frisch aufgetankt
waren nun die letzten 5 km bis Bad Lausick kein Problem. In der
langsam aufziehenden Dämmerung erreichten wir dann auf
landschaftlich schönen Wegen die östliche Stadtgrenze.
Glücklicherweise war der örtliche Bahnhof nun nicht mehr
weit, da sich bei einigen Teilnehmern durch die zurück gelegte
Strecke und ganztägigen Frischluftaufenthalt mittlerweile
Ermüdungserscheinungen einschlichen. So war es denn kein Wunder,
dass der einfahrende Zug Richtung Heimat besonders freudig erwartet
wurde.

In LE angekommen standen dann für
jeden individuelle Relaxprogramme auf dem Plan und auch der Autor
dieses Reports konnte erst nach einen ausgiebigen Wannenbad seinen
Zeilen freien Lauf gewähren.

 

 

Technische Daten:

  • Teilnehmer: 11 (6x weibl. u. 5x männl.)
    + 1 Hund
  • Länge: 20,4 km
  • Wetter: – 2 Grad, zeitweise
    Schneefall, dichte Bewölkung, mäßiger Wind aus Nord

 

Adressen:

  • Gasthaus Waldhaus Colditz, Lausicker
    Str. 60, 04680 Colditz, Tel.: 034381/43371
  • Städtisches Museum Colditz,
    Tiergartenstr. 1, 04680 Colditz, Tel.: 034381/44987
  • Führungen im Schloß: Di-So
    10.30/13.00/15.00 Uhr oder nach Vereinbarung
  • Stadtführungen: Fremdenverkehrsamt
    (Tel.:034381/43519)

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