Muldental von Grimma nach Tanndorf
Tourbericht vom 08.01.2006 Muldental von Grimma nach Tanndorf
Ist es nicht manchmal erstaunlich, dass
 die erst zu Neujahr gefassten (guten) Vorsätze mitunter
 schneller als Schnee in der Sonne zusammen schmelzen? Nicht mehr so
 oft in die Lieblingskneipe, keine Euronen für
 Zigarettenautomaten, am Dönerstand wehrhaft bleiben und statt
 des Fahrstuhls öfter mal die Treppe testen? Zumindest am
 heutigen Tag wäre eine gute Gelegenheit gewesen bei reichlich
 Bewegung an der frischen Luft etwas davon in die Tat umzusetzen. Aber
 nun denn – für alle die nicht mit dabei sein konnten hier eine
 kleine Zusammenfassung der Tagesereignisse.
 Tourstart war dieses Mal in dem
 beschaulichen Städtchen Grimma. Das Wort „Grimma“ kommt aus
 dem Altslawischen und bedeutet in etwa soviel wie „Ort auf Steinen
 im Wasser“.
 
Stadtrecht hat Grimma schon seit 1218,
 was an zahlreichen historischen Gebäuden wie der zweitürmigen
 Frauenkirche oder dem Rathaus sichtbar wird. Wir bewegten uns
 indessen zur Großmühle, welche unmittelbar an der Mulde
 liegt. An diesen Gebäude betrachteten wir die seit dem 17.
 Jahrhundert angebrachten Hochwassermarken und besonderes Augenmerk
 erregte jene vom 13. August 2002, welche in 3,50 m Höhe über
 unseren Köpfen prangte.
Schwer vorstellbar, dass sich die hier
 so friedlich wirkende Mulde an diesen Tag mit einer
 Fließgeschwindigkeit von 6 m /sek. durch die Altstadt wälzte
 und ganze Straßenzüge verwüstete. Über die stadtbekannte Hängebrücke
 an der Gattersburg wanderten wir dann weiter zum Rabenstein. Auf
 diesem Felsen befindet sich ein Aussichtspunkt, von dem man bei guten
 Wetter einen super Ausblick über das Muldental hat. Nur leider
 erlag die Wetterfee an unseren Wandertag einen Anfall von Migräne
 und so stiegen wir über mehrere Treppen (nicht für Biker
 geeignet!) in die Muldeaue hinab. Auf dem nun direkt am Fluß
 verlaufenden Weg in Richtung Höfgen besteht dann Gelegenheit
 sich an einigen mehr oder minder skuril-kreativen Werken von diversen
 Künstlern zu erfreuen.
In Höfgen angekommen besichtigten
 wir sodann kurz die Schiffmühle. Im Mittelalter gab es auf den
 Flüssen Europas hunderte solcher Mühlen,heute sind sie eine
 technische Rarität und ihre Anzahl bemisst sich vielleicht
 gerade noch auf ein knapppes Dutzend. Wir stärkten uns indessen
 bei einer Glühweinpause und kamen dabei mit einen freundlichen
 Mann, der ganz in der Nähe seinen Verkaufswagen öffnete und
 Artikel rings um`s Schaf anbot, ins Gespräch. Nach Unterstützung
 der heimischen Wirtschaft durch Spontankauf und der Erkenntnis, dass
 man aus Schafen wesentlich mehr als nur Wolle machen kann rief dann
 wieder der Weg.
Im Zusammenhang mit der Klostergründung
 von Nimbschen hat auch der Fährverkehr auf der
 Mulde eine uralte Tradition. Das
 Fährhaus an dem wir nun vorbei kamen wurde – in leicht
 erhöhter Uferlage- schon im Jahr 1638 erbaut und dient seither
 als Unterkunft für den Fährmannn. Da unsere Wegeplanung
 keine Überfahrt vorsah blieben wir auf dem diesseitigen
 Muldeufer und gelangten so in den Ort Förstgen.
Dem Bedürfnis nach einer
 Aufwärmpause verbunden mit einen guten Mittagessen rückten
 wir im dörflichen Gasthof ein. Dazu möchte ich erwähnen,
 dass die Qualität des hier dargebotenen Essens absolut untadelig
 war. Ich selbst gönnte mir einen gebackenen Karpfen, welcher top
 gelungen und auch die anderen Teilnehmer hatten bei ihren gewählten
 Menüs nicht den geringsten Grund zu irgendeiner Beanstandung.
Nach diesen gastronomischen Highlight
 trugen uns die Beine bis zum nahe gelegenen Thümmlitzsee
 gleichsam wie von selbst. Dieser war in der Winterkälte erstarrt
 und auch das Leben auf dem angrenzenden Campingplatz praktisch
 einkonserviert. Über den Staudamm stießen wir dann auf
 stillen Waldwegen in das hügelige Gebiet des Thümmlitzwaldes
 vor.
Nach einiger Zeit kamen wir dann hier
 am sogenannten Beatenkreuz vorbei. Dieser Gedenkstein erinnert an die
 Jungfrau Beate, welche an der Stelle vor ca. 200 Jahren wohl zuerst
 ihre Jungfräulichkeit und dann auch ihr Leben an finstere
 Gesellen verlor. Wie man an diesen Beispiel sieht, müssen die
 heute allseits so betrauerten guten alten Zeiten auch schon damals
 alles andere als gut gewesen sein. Weiter führte uns der Weg an
 die Reste einer mitten im Wald befindlichen ehemaligen Kapelle. Da
 von dieser nur noch die steinernen Umrisse des alten Fundaments
 erhalten sind, stellte man in den angedachten Innenraum wetterfeste
 Bänke und davor ein schlichtes Holzkreuz. Somit können dann
 als Freiluftveranstaltung weiterhin Gottesdienste abgehalten werden.
 Nach kurzer intensiver Andacht waren auch wir erleuchtet, die
 verschlungenen Pfade aus diesen tiefen Wald in das Tal der Freiberger
 Mulde zu finden.
Wir wanderten weiter und bald darauf
 fiel das Gelände ab, die Bäume wichen zurück und der
 Blick wurde auf die im dunstigen Nebel
 liegende Flussniederung frei. An den Gleisen der Bahnstrecke
 Leipzig-Döbeln liefen wir dann noch die letzten 500 m bis zum
 Bahnhof Tanndorf, wo sich der Endpunkt der heutigen Wanderung befand.
 Allerdings wird es in diesen stillen Ort ein baldiges Wiedersehen
 geben, denn die nächste Tour wird von hier aus über beide
 Muldeflüsse und dann quer durch den Colditzer Forst bis nach Bad
 Lausick führen.
Technische Daten:
- Teilnehmer: 4 (hälftig
männl. u. weibl.) - Streckenlänge: 15 km
 - Wetter: -3 Grad,
leichter Ostwind, größtenteils hochnebelartig bewölkt 
Adressen:
- Gasthof Förstgen, Zum Thümmlitzsee
2, 04668 Großbothen, Tel./Fax: 034384/71264 - Schafwollwerkstatt Christiane Eulitz,
Dorfstr. 2, 04668 Zeunitz, Tel.: 03437/912158, E-Mail:
Wollwerkstatt02@aol.com