Muldental von Grimma nach Tanndorf

9. Februar 2006Wandertag
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Tourbericht vom 08.01.2006 Muldental von Grimma nach Tanndorf

Ist es nicht manchmal erstaunlich, dass
die erst zu Neujahr gefassten (guten) Vorsätze mitunter
schneller als Schnee in der Sonne zusammen schmelzen? Nicht mehr so
oft in die Lieblingskneipe, keine Euronen für
Zigarettenautomaten, am Dönerstand wehrhaft bleiben und statt
des Fahrstuhls öfter mal die Treppe testen? Zumindest am
heutigen Tag wäre eine gute Gelegenheit gewesen bei reichlich
Bewegung an der frischen Luft etwas davon in die Tat umzusetzen. Aber
nun denn – für alle die nicht mit dabei sein konnten hier eine
kleine Zusammenfassung der Tagesereignisse.
Tourstart war dieses Mal in dem
beschaulichen Städtchen Grimma. Das Wort „Grimma“ kommt aus
dem Altslawischen und bedeutet in etwa soviel wie „Ort auf Steinen
im Wasser“.

Stadtrecht hat Grimma schon seit 1218,
was an zahlreichen historischen Gebäuden wie der zweitürmigen
Frauenkirche oder dem Rathaus sichtbar wird. Wir bewegten uns
indessen zur Großmühle, welche unmittelbar an der Mulde
liegt. An diesen Gebäude betrachteten wir die seit dem 17.
Jahrhundert angebrachten Hochwassermarken und besonderes Augenmerk
erregte jene vom 13. August 2002, welche in 3,50 m Höhe über
unseren Köpfen prangte.

Schwer vorstellbar, dass sich die hier
so friedlich wirkende Mulde an diesen Tag mit einer
Fließgeschwindigkeit von 6 m /sek. durch die Altstadt wälzte
und ganze Straßenzüge verwüstete. Über die stadtbekannte Hängebrücke
an der Gattersburg wanderten wir dann weiter zum Rabenstein. Auf
diesem Felsen befindet sich ein Aussichtspunkt, von dem man bei guten
Wetter einen super Ausblick über das Muldental hat. Nur leider
erlag die Wetterfee an unseren Wandertag einen Anfall von Migräne
und so stiegen wir über mehrere Treppen (nicht für Biker
geeignet!) in die Muldeaue hinab. Auf dem nun direkt am Fluß
verlaufenden Weg in Richtung Höfgen besteht dann Gelegenheit
sich an einigen mehr oder minder skuril-kreativen Werken von diversen
Künstlern zu erfreuen.

In Höfgen angekommen besichtigten
wir sodann kurz die Schiffmühle. Im Mittelalter gab es auf den
Flüssen Europas hunderte solcher Mühlen,heute sind sie eine
technische Rarität und ihre Anzahl bemisst sich vielleicht
gerade noch auf ein knapppes Dutzend. Wir stärkten uns indessen
bei einer Glühweinpause und kamen dabei mit einen freundlichen
Mann, der ganz in der Nähe seinen Verkaufswagen öffnete und
Artikel rings um`s Schaf anbot, ins Gespräch. Nach Unterstützung
der heimischen Wirtschaft durch Spontankauf und der Erkenntnis, dass
man aus Schafen wesentlich mehr als nur Wolle machen kann rief dann
wieder der Weg.

Im Zusammenhang mit der Klostergründung
von Nimbschen hat auch der Fährverkehr auf der
Mulde eine uralte Tradition. Das
Fährhaus an dem wir nun vorbei kamen wurde – in leicht
erhöhter Uferlage- schon im Jahr 1638 erbaut und dient seither
als Unterkunft für den Fährmannn. Da unsere Wegeplanung
keine Überfahrt vorsah blieben wir auf dem diesseitigen
Muldeufer und gelangten so in den Ort Förstgen.

Dem Bedürfnis nach einer
Aufwärmpause verbunden mit einen guten Mittagessen rückten
wir im dörflichen Gasthof ein. Dazu möchte ich erwähnen,
dass die Qualität des hier dargebotenen Essens absolut untadelig
war. Ich selbst gönnte mir einen gebackenen Karpfen, welcher top
gelungen und auch die anderen Teilnehmer hatten bei ihren gewählten
Menüs nicht den geringsten Grund zu irgendeiner Beanstandung.

Nach diesen gastronomischen Highlight
trugen uns die Beine bis zum nahe gelegenen Thümmlitzsee
gleichsam wie von selbst. Dieser war in der Winterkälte erstarrt
und auch das Leben auf dem angrenzenden Campingplatz praktisch
einkonserviert. Über den Staudamm stießen wir dann auf
stillen Waldwegen in das hügelige Gebiet des Thümmlitzwaldes
vor.

Nach einiger Zeit kamen wir dann hier
am sogenannten Beatenkreuz vorbei. Dieser Gedenkstein erinnert an die
Jungfrau Beate, welche an der Stelle vor ca. 200 Jahren wohl zuerst
ihre Jungfräulichkeit und dann auch ihr Leben an finstere
Gesellen verlor. Wie man an diesen Beispiel sieht, müssen die
heute allseits so betrauerten guten alten Zeiten auch schon damals
alles andere als gut gewesen sein. Weiter führte uns der Weg an
die Reste einer mitten im Wald befindlichen ehemaligen Kapelle. Da
von dieser nur noch die steinernen Umrisse des alten Fundaments
erhalten sind, stellte man in den angedachten Innenraum wetterfeste
Bänke und davor ein schlichtes Holzkreuz. Somit können dann
als Freiluftveranstaltung weiterhin Gottesdienste abgehalten werden.
Nach kurzer intensiver Andacht waren auch wir erleuchtet, die
verschlungenen Pfade aus diesen tiefen Wald in das Tal der Freiberger
Mulde zu finden.

Wir wanderten weiter und bald darauf
fiel das Gelände ab, die Bäume wichen zurück und der
Blick wurde auf die im dunstigen Nebel
liegende Flussniederung frei. An den Gleisen der Bahnstrecke
Leipzig-Döbeln liefen wir dann noch die letzten 500 m bis zum
Bahnhof Tanndorf, wo sich der Endpunkt der heutigen Wanderung befand.
Allerdings wird es in diesen stillen Ort ein baldiges Wiedersehen
geben, denn die nächste Tour wird von hier aus über beide
Muldeflüsse und dann quer durch den Colditzer Forst bis nach Bad
Lausick führen.

 

Technische Daten:

  • Teilnehmer: 4 (hälftig
    männl. u. weibl.)
  • Streckenlänge: 15 km
  • Wetter: -3 Grad,
    leichter Ostwind, größtenteils hochnebelartig bewölkt

 

Adressen:

  • Gasthof Förstgen, Zum Thümmlitzsee
    2, 04668 Großbothen, Tel./Fax: 034384/71264
  • Schafwollwerkstatt Christiane Eulitz,
    Dorfstr. 2, 04668 Zeunitz, Tel.: 03437/912158, E-Mail:
    Wollwerkstatt02@aol.com

 

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