Geiseltal von Bad Dürrenberg nach Röblingen

26. September 2005Fahrradtour
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Tourbericht vom 30.07.05 durch
das Geiseltal (Bad Dürrenberg – Röblingen)

Wissen Sie wo der zukünftig größte
künstliche See von Mitteldeutschland liegen wird? Nein?

Wenn Sie bei dieser Tour dabei gewesen wären, dürfte Ihnen die Beantwortung dieser Frage in der Show von Günther Jauch nicht allzu schwer fallen. Nach einer stürmischen
Gewitternacht trafen wir uns morgens am Hauptbahnhof und fuhren zunächst per Bahn nach Bad Dürrrenberg. Leider wussten wir nicht, dass auch der Pannenteufel ein Ticket gelöst hatte, denn dieser schlug sogleich beim Start erbarmungslos zu. Schon nach 700 Metern bemerkte einer unserer Teilnehmer dramatischen Druckabfall am Vorderrad seines Gefährts, was seine Ursache in Form eines Fingernagelgroßen Glassplitters hatte der ihm obendrein auch noch frech aus der Bereifung entgegengrinste. Nach dem Einziehen eines neuen Schlauchs
(haben Profis immer dabei, spart die Suche nach dem Leck) konnte es dann weitergehen.

Zu dumm nur, dass einer der am Bike befestigten Ständer dabei seinen Dienst verweigerte. Er entschied sich nicht für das Zurückklappen sondern zum unerwarteten Abbrechen. Wenn einen innerhalb kurzer Zeit soviel Gutes widerfährt hat man natürlich Vorahnungen wie das mal enden könnnte. Diese Befürchtungen bestätigten sich aber nicht und so erreichten wir pannenfrei die Ortschaft Spergau.

Was die Steuereinnahmen angeht ist
Spergau wahrscheinlich eine der reichsten Gemeinden Sachsen-Anhalts,
da sich auf deren kommunalen Gelände die Anlagen der Raffinerie
von Total Fina Elf befinden. Dafür geniessen die Einwohner dort
aber statt untergehender Abendsonne den Blick auf Großtanks,
endlose Rohrleitungen und Verarbeitungstürme (gepaart mit
unterschiedlichsten chemischen Gerüchen, je nach Windrichtung).
Vorbei an diesen riesigen Industriekomplex führte uns nun der
Weg entlang der neuen A 38 (Südharzautobahn) nach Frankleben.

Hinter Frankleben gelangten wir dann an
den östlichen Rand des ehemaligen Braunkohlenreviers Geiseltal.

Im Tertiär (lang ist`s her!)
bildete sich hier durch Absenkung der Erdoberfläche (Auslaugung
von Zechsteinsalzen) eine abflusslose Niederung. Durch die Ablagerung
von Pflanzenteilen und Holz entstanden schließlich mächtige
Moore, etwas später Torf und noch ein bisschen später (so
5-7 Mill. Jahre) schließlich unsere hochgeschätzte
Braunkohle. Diese war dann reichlich vorhanden und kam im Geiseltal
(dicht unter der Erdoberfläche liegend) auf ein förderfähiges
Volumen von 1,5 Milliarden Tonnen, wobei einzelne Flöze eine
Mächtigkeit von 120 Metern erreichten. Es verwundert daher
nicht, dass erste Kohlefunde in diesem Gebiet schon um 1700
datierten, aber der industrielle Großabbau setzte erst 200
Jahre später ein. Mit der Ausfahrt des letzten Kohlezuges am
30.06.1993 waren insgesamt 1,4 Milliarden Tonnen Kohle gefördert,
16 Ortschaften teil oder ganz überbaggert und ein riesiges
Tagebaurestloch (bestehend aus mehreren Tagebauen) mit einer Größe
von 26 Quadratkilometern entstanden. Dieser Komplex wird derzeit mit
Flusswasser (Saale) geflutet und am Nordrand des zukünftigen
Geiseltalsees fuhren wir weiter zur Halde Klobikau.

Mit dem Aufschluß der ersten
Großtagebaue um 1900 sah man sich gezwungen die dabei
anfallenden Erdmassen im Außenbereich des Geiseltals zu
verkippen, was letztlich zum Entstehen dieser Halde führte. Von
einen 15 m hohen Aussichtsturm auf dieser Halde hat man einen
wunderbaren Rundblick und wir labten uns bei dieser Gelegenheit
sogleich an einen mitgeführten Picknick. Eine der Besonderheiten
auf dieser Halde ist übrigens ein ca. 1 ha großer Weinberg
(Goldener Steiger) welchen wir auf der Abfahrt kurz inspizierten.

Durch die Ortschaften Ober- und
Niederwünsch kamen wir nach Langeneichstädt. Hier frischte
der Wind merklich auf und die nachfolgenden Kilometer bis Göhrendorf
forderten von den Teilnehmern schon einiges an Kondition. Dafür
hatten wir einen schönen Ausblick auf die Spitzkegelhalden des
Mansfelder Reviers, die aus der Ferne betrachtet fast wie Pyramiden
aussahen.

Zwischen Göhrendorf und Obhausen
beginnt das Tal der Weida, welche sich von hier gen Norden
schlängelt. Auf einen malerischen Weg direkt am Bach passierten
wir das NSG „Kuckenburger Hagen“ und wurden schließlich bei
Esperstedt vom geradezu monumentalen Bau der Autobahnbrücke für
die neue A 38 überrascht, die hier das Tal von einer Kante zur
anderen überspannt. Ästhetisch eingestellte Zeitgenossen
können das aber auch unter dem Blickpunkt der
Landschaftsverschandelung sehen.

Dem Bachlauf folgend gelangten wir nach
Stedten, wo wir dem Bedürfnis nach einer Pause dürstend
(mittlerweile war es schon nach 16 Uhr) im örtlichen Gasthof
Platz nahmen. Falls Sie mal nach Stedten kommen, wäre für
einen Besuch das Gasthaus „Zahn“ empfehlenswert. Hier sitzt man
auf einer kleinen aber feinen Terrasse und das Ganze zu keinesfalls
übertriebenen Preisen.

Gut gestärkt wurde das letzte
Stück nach Röblingen nun mit frischen Elan in Angriff
genommen. Eigentlich war für diesen Tag noch die Besichtigung
von Seeburg incl. Fahrt am Uferweg des Süßen See geplant.
Da wir aber zeitmäßig vom Fahrplan der Bahn abhängig
waren, wurde von diesen Vorhaben Abstand genommen. Fest steht aber,
dass uns im nächsten Jahr wenigstens eine Tour an die Ufer
dieses Gewässers führen wird – wäre schön, wenn
Sie mit dabei sind!

 

Technische Daten:

  • Teilnehmer: 8 ( 3x weibl, 5x
    männl.)
  • Tourlänge: 67 km
  • Pannen: 2 (wie beschrieben)
  • Wetter: 22 Grad, heiter u.
    trocken, aber relativ starker Westwind

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